*** „Spiel des Jahres“: SSR Mining gegen den kompletten DAX! ***

Wir sind in den letzten Tagen ja schon mehrfach auf SSR Mining eingegangen, nachdem es in der türkischen Cöpler-Mine am Dienstag zu einem Erdrutsch gekommen war. Seitdem erholt sich die Aktie – wie wir erwartet hatten – deutlich.

Kennen Sie den nachfolgenden Spruch?

„Kaufen, wenn die Kanonen donnern, …….. verkaufen, wenn die Violinen spielen.“

Es wundert mich nicht, dass viele an der Börse kein Geld verdienen, weil es natürlich leichter ist und man sich am Besten fühlt zusammen mit der Masse am Höhepunkt eines Zykluses einzusteigen. Die letzten Paradebeispiele dafür waren der Internethype um die 2000er und vor wenigen Jahren die Kursexplosionen bei den Lithium bzw. Wasserstoffaktien.

Bitte dazu mal die Kursverläufe von Standard Lithium oder Ballard Power auf Sicht von 5 Jahren betrachten!

Alle – die rund um die Spitze gekauft haben – kamen sich damals nicht nur besonders klug vor, sondern dachten auch man würde wegen des Trends und des Nachrichtenumfeldes auf der sicheren Seite stehen. Es gab kaum jemanden – der vor einer Blasenbildung warnte, denn wie sollte man es den Anlegern in die rasanten Anstiege hinein argumentativ verkaufen – auf so einen starken Trend nicht mit aufzuspringen?

Das Internet, die meisten Webseitenbetreiber usw. leben ja geradezu davon immer den Trend mit-zu-reiten, der gerade im Blickpunkt steht und damit Klicks & Einnahmen bringt.

Anders als früher erwartet gleicht das Internet Trends nicht über den weltweiten Zugriff auf Informationen aus – NEIN….. ganz im Gegenteil: Es verstärkt Trends sogar noch, weil Klicks und reisserische Überschriften Geld bringen und nicht das Ermahnen zur Vorsicht!

Das Problem ist doch Folgendes: Wie will man noch Geld verdienen, wenn die beste aller Welten samt goldiger Zukunftsaussichten bereits eingepreist sind.

Es ist außerdem so, dass vor allem die Kurse Nachrichten machen, weil man ja stets eine Begründung dafür sucht …… warum die Aktien X, Y und Z so gut laufen.

Das absolute Paradebeispiel dafür sind die Argumentationen rund um den Ölpreis und seine Auswirkungen auf die Börsen.

Fall 1: Wenn Öl steigt (+) und die Börsen fallen (-) wird das damit begründet, dass der starke Ölpreis den Konsumenten beim Tanken und Heizen das Geld aus der Tasche zieht und das im Konsum usw. fehlt. Außerdem leiden dann ja auch die Unternehmen unter den anziehenden Kosten, die Gewinnmargen fallen und die Aktien gehen runter. Bravo, gut erklärt, alles klatscht Beifall!

Fall 2: Steigen Ölpreis (+) & Börsen (+) nimmt man das Öl als Beweis dafür her, dass die Wirtschaft brummt. Brummende Wirtschaft bedeutet gute Gewinne der Unternehmen – Aktien logischerweise rauf! Die Masse ist auch von dieser Erklärung hellauf begeistert! Der hat echt Ahnung!

Fall 3: Wenn Öl fällt (-) und die Börsen (+) steigen, dann sagt man die fallenden Ölpreise würden den Konsumenten (bezüglich Tanken & Heizen) mehr Geld in der Tasche lassen, die Unternehmen hätten weniger Energiekosten und das würde wegen der steigenden Gewinne und des anziehenden Konsums die Börsen treiben. Klingt logisch – passt!

Fall 4: Fallen Ölpreis (-) und Börse (-) ist jedem völlig klar, dass die einbrechende Energienachfrage das Spiegelbild einer sich dramatisch abkühlenden Wirtschaft drastellt. Wie sollte es da anders sein, als dass die Aktien ebenfalls mit Rückgängen reagieren? Und selbst für den vierten von 4 Fällen hat man eine Erklärung – die man in jeder Expertenrunde vortragen kann und gerne wegen der Kompetenz wieder eingeladen wird.

Am Aktien-Top bzw. nach einer längeren Gewinnsträhne ist es ein Kinderspiel sich im Internet positive Meldungen zu dem Unternehmen zusammen zu suchen, welche die eigene Kaufentscheidung bestätigen. Wenn es aber beim Aktienkurs mies läuft ist das alles viel schwieriger – vor allem mental. Ich Nachhinein hat man leider nichts mehr davon leidvoll auf den Kurs zu blicken um zu sehen, wann der richtige Einstiegszeitpunkt gewesen wäre.

Die aktuell Lage bei SSR Mining erinnert mich irgendwie sehr gut an Samsung im Zuge der Asienkrise 1998. Damals kostete ein Anteil 14,- D-Mark, denn erst zu Begin 1999 wurden die Aktien-Notierungen in Euro umgestellt. Diese 14,- DM entprachen etwa 7,- Euro, wobei Samsung schon damals fast jeder kannte. Wenige Jahre später stand sie schon bei 70,- Euro …… um sich nach dieser Ver-10-Fachung bis 2021 nochmals knapp zu ver-20-fachen. Wenn Sie im hier verlinkten Chart die maximale Zeitachse wählen sehen sie die Grafik dazu.

Im Zuge der Krise hatte sich der Kurs von 30 auf 5 Euro etwa gesechstelt, obwohl relativ klar war dass Samsung die Krise überleben würde.

Aktuell lässt sich natürlich leicht sagen „Na logisch ist Samsung ein Top-Wert. Wie konnte man den damals nicht kaufen?“ Aber wer tat das im damaligen Umfeld? Ich kenne zufälligerweise jemanden!

Aber zurück zur aktuellen Lage bei SSR Mining. Aktuell sind Minen out, genauso wie die Edelmetalle und von der Türkei usw. will schon gleich garkeiner etwas wissen. Und wenn wir dann auch noch von dieser Abbauregion reden ist es komplett vorbei.

Da wo komplett abgeschriebene und von allen verachtete Sachen verschenkt werden ist – GENAU DA ist der Einstiegspreis am niedrigsten und nur da sind die Chancen auf positive Überraschungen am höchsten.

Die aktuelle Bewertung spiegelt nach Meinung vieler nicht einmal das Restgeschäft – ohne Cöpler in der Türkei wieder, von daher geht die momentan sogar mit einem Minus in den Kurs ein. Ist das gerechtfertigt?

Wie bereits gestern erwähnt ist man nicht der Betreiber der Mine, sondern hält nur eine 80%-Beteiligung am Betreiber „Anagold Madencilik“. Selbst wenn es die im Zuge des Unglücks komplett zerlegt ist sie eben platt und die 80% von SSRM damit wertlos.

Aber selbst davon ist nach dem aktuellen Stand nicht auszugehen, denn wie bereits mehrfach beschrieben gehören die zur „Calik Holding“ und die hat schon seit Bestehen der Mine und lange davor beste Kontakte zur AKP und Erdogan.

Die lassen ihre Beteiligung und alle, die in den letzten Jahrzehnten an den Genehmigungsverfahren beteiligt waren nicht sitzen, genauso wie man aus dem Unglück vor 2 Jahren mit einer fast weissen Weste und einer (aus westlicher Sicht ) lächerlichen Strafe davon gekommen ist.

Von einer laufenden Mine kann man „seinen Apparat und seine Kontakte bezahlen“ – von einer stillgelegten nicht.

Und am Rande noch ein Satz in Richtung Verantwortung, Eingehen von Risiken: Wie kann man von der Warte aus betrachtet einen Konzern in leitender Position führen, wenn man genau weiss, dass die eigenen Mitarbeiter (völlig egal ob 1.000, 20.000 oder 100.000), die Außendienstler usw. im Jahr in der Summe mehrere Hundert Millionen Kilometer auf der Strasse unterwegs sind, um zur Arbeit zu kommen, Aufträge an Land zu ziehen usw.? Warum setzt man denn da seine Leute den Risiken des Straßenverkehrs aus, obwohl man wissen sollte, könnte, müsste……., dass es auf 10 Millionen gefahrene PKW-Kilometer eine gewisse Rate an Unfällen mit Schwerverletzten oder sogar noch schlimmer gibt? Oder treffen diese statistischen Zahlen immer nur andere, während sich die wieder darauf berufen, es würde nochmal andere treffen…… nur einen selber niemals?

Ich setze also auf mehrere Dinge zusammen.

Zum einen darauf, dass die Börse zunächst mal das reine Geschäft von SSRM ohne Cöpler und den Rest in der Türkei fair bewertet. SSRM war ohne das alles – also vor der Fusion mit Alacer Gold – schon mal 2 Mrd. Dollar wert. Seitdem hat man noch gut Geld verdient und Aktien zurückgekauft. Aktuell liegen wir selbst nach den Anstiegen der letzten Tage nicht mal mehr bei der Hälfte davon.

Der nächste Schritt ist ein weiterer Anstieg der Edelmetallpreise und damit eine zusätzlich positive Gewinn- und Aktienentwicklung.

Den absoluten Turbo sehe ich in einer Beruhigung der Lage was die Unglücksmine angeht. Außerdem hat man ja noch Projekte in der Nähe, die man notfalls selbst dann durchziehen könnte, wenn Cöpler dicht bleibt.

Der konkrete Fahrplan für Cöpler sieht im Optimalfall so aus:

Zunächst sollten die Gutachten nach und nach Entwarnung geben was die Umweltfolgen angeht. Daran habe ich wenig Zweifel – vor allem dann nicht, wenn man sieht wer da alles mitmischt und wie sich „die Interessenlage“ so darstellt.

Das Nächste wären also weitere Aufräumarbeiten mit der Aussicht auf eine Fortführung der Mine oder auch zunächst auch mal nicht. Das Eigentum an der Mine bleibt ja. Und ob man sich da ran traut – also über einen Entzug der Bergbaulizenz bis Sankt Nimmerlein das Signal auszusenden, dass man sich in der Türkei auf Vereinbarungen bzw. Genehmigungen nicht verlassen kann …… naja also das wird man sich schon sehr genau überlegen angesichts der Inflationsraten, der Wirtschaftslage und der Gesamtsituation.

Im Zuge weiterer Goldpreisanstiege erhöht sich nach und nach der Wert der noch im Boden liegenden Unzen, selbst wenn die Verwaltung und das Aufräuemn dort Jahr für Jahr Millionen verschlingt. Nochmal: Die Unzen die dort noch liegen haben aktuell einen Wert von 7 Mrd. Dollar. 5% Goldpreisanstieg sind nicht viel – entsprechen aber 350 Millionen Plus!

Irgendwann in einigen Jahren wird die Türkei ( evtl. sogar im Zuge einer extremen Wirtschaftskrise) wieder nach Einnahmequellen, Arbeitsplätzen, Bezugsquellen von Gold im eigenen Land usw. suchen. Bis dahin haben SSRM, Anagold Madencilik und "die ganze Verwandschaft drum herum" Zeit die Sachen entsprechend neu "einzufädeln".

( 2024 wird eine weitere Herausforderung für die türkische Schmuckindustrie )

Geld ist ja genug da, um evtl. dort noch etwas nachzuhelfen, wo bis dahin entsprechende Zweifel übrig bleiben. Ob die Zweifler und Umweltaktivisten vor Ort bei alledem mithalten bzw. mitbieten können möchte ich mal eher bezweifeln.

Ein paar strengere Auflagen hier, die Ankündigung massiver Kontrollen da, eine kleine Strafzahlung in die dafür vorgesehenen Kassen ...... und schon rollen die Bagger, Bänder zusammen mit den Schmelzöfen wieder!

In solchen Ländern läuft das alles ganz anders und die Wette genau darauf rundet die Geschichte ab. Wenn man in den meisten Rohstoff-Förderländern so unterwegs wäre wie in Deutschland ........ wäre auf der ganzen Welt der Ofen schon längst aus!

Da würden wir uns alle heute schon auf die Kutschenausfahrt mit dem eigenen Pferdegespann am Sonntag freuen! Die Fahrt zum Einkauf würde für alle mit dem Rad oder der Ziege samt Anhänger stattfinden und die Oma würde spätestens am Montag nachfragen, ob man mit dem manuellen Ausbuttern schon fertig wäre.

"Moralpredigten" sind zusammen mit dem "ständigen Tragen von Bedenken" nur noch in abgewirtschafteten und untergehenden Schaupielergesellschaften harte Währungen bzw. Fähigkeiten, von denen sich noch gut leben lässt.

Anderswo wären die meisten (aus genau dem Holz Geschnitzten) nicht einmal mehr im Ansatz überlebensfähig.

Wie lange sich eine Gesellschaften wie Deutschland wohl die Top-Bezahlung solcher Leute und dieser Träumereien noch leisten kann bzw. leisten will?

Die Aufspaltung der Welt in die BRICS-Staaten auf der einen ..... und dem Rest um Deutschland, Westeuopa, den USA usw. auf der anderen Seite ...... spiegelt doch auch den Umgang bei Dingen wie diesen wieder. Wärend sich die BRICS & Co. im Aufwind befinden, weil man nach pragmatischen Lösungen für Probleme des Alltags sucht, ........... moralisieren, verwalten, über-bürokratisieren und zögern sich die anderen ( mit Deutschland an der Spitze) zu Tode!

Lust auf ein kleines Musterdepot-Spielchen?

Nur mal rein hypothetisch angenommen: Wenn ich 100.000 Euro anlegen müsste und die Wahl zwischen 41 Aktien hätte - also den 40 Dax-Werten ergänzt um SSR Mining, dann würde ich den kompletten Betrag auf SSR Mining setzen!

Wir starten also heute mit einem Dax bei 17.100 auf der einen und SSR Mining bei 4,50 Euro auf der anderen Seite.

Berechnen wir das Ratio daraus landen wir bei 17.100 : 4,50 = 3.800 (runde Zahl- passt perfekt!)

Steigt es läuft der DAX-Index besser, fällt es ist SSR Mining (unten im Nenner) der Sieger.

Parallel dazu kann man gerne jeden einzelnen DAX-WERT gegen SSR Mining antreten lassen.

Das ist schon alleine wegen der besonderen Umstände keine Sache auf ein paar Tage oder Wochen - wir reden hier von einem Zeithorizont von mehreren Jahren. Die Auspreisung von Risiken dauert wesentlich länger als der kurzfritige Zock auf irgendwelche Unternehmenszahlen, Geschäftsabschlüsse oder Übernahmen.

Das ist natürlich keinerlei Anlageempfehlung oder so, sondern ich betrachte das als kleinen Wettbewerb zum Schmunzeln, um mal zu sehen - wie sich unsere oben geführte Argumentations-Gedanken-Kette gegen den super-tollen Dax im Laufe der Zeit so schlägt!

In diesem Sinne........

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