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Abschließend noch ein Update zu SSR Mining mit zwei Haupt-Baustellen:
Nummer 1 ist ein frisch verabschiedetes Gesetz und Nummer 2 ein Blick auf die Bevölkerungdichte in der Cöpler-Region:
In der vergangenen Woche wurde in der Türkei vom "Ministerium für Energie und natürliche Ressourcen" ein Gesetz mit dem Titel
"Änderung der Verodnung über Bergauregionen und Übertragung von Lizenzen" verabschiedet.
Es geht darin um die Bestellung einer 5-köpfigen Kommission, die sich nun vor Ort um die Verwaltung und Kontrolle der jeweiligen Bergbauaktivitäten kümmern soll.
Und jetzt wird es entscheidend, denn nun geht es ja um die Frage wer in dieser 5-köpfigen Kommission sitzen soll.
Am Besten wäre möglichst viel AKP, zum "WARUM" kommen wir gleich noch.
Bezüglich der Organisationsstruktur sollte man folgendes wissen: Die Türkei ist untergliedert in 81 Provinzen und die Provinz Erzincan (mit der Cöpler Mine) wiederum in 9 Landkreise. Der Cöpler-Mine liegt in der Gemeinde Ilic. Ilic ist zugleich auch einer dieser 9 Landkreise!
Weiter im Gesetzes-Text:
Der Vorsitzende und ein Kommissionsmitglied stammen aus dem Gouverneursamt, ein Vertreter aus der entsprechenden Gemeinde und die letzten beiden Plätze werden von Vertretern des jeweils lizenzierten Unternehmens gestellt.
Nachdem SSR Mining die Minen in der Türkei ja mit Partnern vor Ort betreibt, welche der AKP extrem nahe stehen ( Stichwort Calik Holding ) wäre es "nicht schlecht", wenn der Gouverneur von Erzincan und der Bürgermeister von Ilic AKP-Politiker wären!
Und genau so ist es auch! Alles fest in AKP-Hand!
Nun nochmal zum konkreten Hintergrund - wie die Dinge dort laufen und warum die AKP hier eine so entscheidende Rolle spielt:
Der eigentliche Betreiber der Cöpler-Unglücksmine ist eine Firma mit dem Namen "Anagold Madencilik". Diese Anagold gehört zu 80% SSR Mining und zu 20% "Lidya Madencilik". Auch beim Hod Maden-Projekt heisst der türkische Partner "Lidya Madencilik" und unter keinem Geringeren als eben dieser Lydia M. bündelt Calik seine Bergbau- und Minenaktivitäten. ( Çalık Group: Our Company Operating in Mining Sector
--- MINING SECTOR: Lidya Madencilik )
Die nachfolgenden 3 Links beinhalten ein paar Infos über Erzincan (Provinz), die Gemeinde İliç und zum Gouverneur der Region: Unser Gouverneur Assoc. DR. Hamza Aydoğdu trat sein Amt an
Was ist denn bei der Beurteilung der Schuldfrage, bei der Bewertung des Schadens-Ausmaßes, beim Tragen der Aufräumkosten, bei der Begutachtung eventueller Umweltverschmutzungen, bei der Bemessung einer Strafzahlung oder bei der Frage bezüglich Wiedereröffnung zu erwarten, wenn die Konstellation genau so ist wie eben beschrieben?
Gibt es irgendeinen nachvollziehbaren, realistischen Grund - warum sich die Beteiligten (SSR Mining, Lydia Madencilik, Anagold, die Calik-Holding und die AKP) gegenseitig das Leben schwer machen sollten? Liegt es da (ganz im Gegenteil) nicht näher - genau diese Sache zum Anlass zu nehmen, seinen Gegnern mal so richtig zu zeigen, wer hier die Fäden des Handelns in der Hand hält?
Und außerdem: Anagold selbst hatte die meisten Arbeiten vor Ort an eine ganze Reihe von Subunternehmen vergeben, die wir ihnen ebenfalls bereits genannt haben. Die Haftungskette beginnt also bei den Arbeitern der Subunternehmer, geht dann weiter über die Subunternehmen, dann zu Anagold und an dieser Anagold ist SSRM beteiligt. Das ist ein realtiv weiter Weg und außerdem gab es ja noch die regelmässigen behördlichen Inspektionen der Mine, bei denen scheinbar ebenfalls Nichts aufgefallen ist. Wie man aus der Konstellation einen "Totalschaden bei SSR Mining" ableiten kann (die ja noch dazu eine Versicherung abgeschlossen hatte, welche evtl. für den Schaden oder Teile davon aufkommt) bleibt mir persönlich ein Rätsel! Der Hauptgrund für die Konzentration auf SSRM scheint nur darin zu liegen, dass genau dort die meisten Gewinne gelandet sind, man also rein materiell betrachtet wohl der größte Nutznießer war.
Und eines fällt mir extrem auf, nachdem ich die ganze Geschichte ja schon seit dem Unglück fast täglich auch in den türkischen Medien ( Zeitungen & TV ) verfolge: Man hört und berichtet dort so gut wie garnichts mehr von der Sache. Irgendwie hat man den Eindruck, es besteht ein großes, allgemeines Interesse dran, alles was das wohl schief gelaufen ist irgendwie "einschlafen zu lassen", um baldmöglichst wieder mit dem Abbau weitermachen zu können. Der wirtschaftliche Druck ist da vor allem in strukturell schwachen Regionen ein ganz anderer als in Deutschland, Österreich oder Frankreich. Als einfacher Minenarbeiter verdient man dort im Monat umgerechnet 600,- Euro ........... ohne vor dem "Luxusproblem" zu stehen bei einem Arbeitsplatzverlust für ein paar Euro weniger ins "Bürgergeld" wechseln zu können!!!
Klar ist das Endergebnis der ganzen Geschichte aktuell noch reine Spekulation, aber genau darum geht es ja an der Börse ........ um das Abschätzen von Chancen und Risiken bzw. darum was im aktuellen Kurs eingepreist ist.
Nun zu Punkt 2:
Wenn man die nachfolgende Liste der 81 türkischen Provinzen nach der Einwohnerdichte sortiert stellt man fest: Erzincan ist mit weniger als 20 Einwohner je Quadratkilometer die am zweit-dünnsten besiedelte Region der Türkei. Noch krasser wird es bei einem Blick auf die Gemeinde Ilic selbst mit ihren knapp 4.500 Einwohnern, denn da reden wir nur noch von etwa 6 Menschen je Quadratkilometer.
Um das in eine Relation zu bringen haben wir Ihnen nachfolgend mal eine Liste mit den 20 Ländern bzw. Regionen herausgesucht, die weltweit die geringste Bevölkerungsdichte aufweisen:
Die 20 Länder mit der geringsten Bevölkerungsdichte im Jahr 2022¹
Die Region (rund um die Cöpler-Mine) zählt damit weltweit zu denjenigen mit der geringsten Bevölkerungsdichte. Wo will man auf der Welt denn überhaupt noch Minen und Bergbau betreiben - wenn nicht ausgerechnet dort, wo am wenigsten Menschen leben?
Die Cöpler-Mine und alles drum herum ist außerdem ein extrem wichtiger Arbeitgeber, den man nicht einfach zusperren oder ersetzen kann.
Vor dem Hintergrund rechnen wir mit einer Wiedereröffnung der Mine - selbst wenn das aktuell kaum jemand auf dem Radar hat oder in den Mund nehmen will.
Dass man aktuell nur wenig in der Richtung hört liegt wohl vor allem daran, dass die Aufräumarbeiten noch laufen und nicht genau absehbar ist wie lange das alles dauert. Erste Aussagen und Interviews deuten aber darauf hin, dass man in etwa 3 Monaten fertig sein könnte. Nachdem es ebenfalls noch keine Aussagen zu den ungefähren Kosten gibt - halten sich die Anleger natürlich zurück ...... was zur Folge hatte, dass die Aktie von SSRM in den letzten Wochen sogar vom extrem guten Gesamtumfeld nicht profitieren konnte.
Es spricht derzeit vieles dafür, dass SSR Mining in den kommenden Monaten deutlich besser laufen könnte als der Minenindex XAU: Philadelphia Gold/Silver Komponenten
Mal ganz allgemein betrachtet: Wer möchte denn ausgerechnet in einem Umfeld - wo alles zu explodieren scheint, wo die Aktien-Verdoppler bzw. Krypto-Ver-10-Facher traubenweise nur so an den Bäumen hängen ......... in einen Goldförderer investieren? Noch dazu wenn der auf einer geschlossenen Mine 10 Millionen Kubikmeter Haufenlaugunsmaterial zu entfernen hat? Solche Werte hätten es in einem schwierigeren Gesamt-Umfeld wahrscheinlich leichter, weil man dann eher mal nach Schnäppchen oder guten Turnaround-Spektulationen sucht, .... aber so? Und welcher Vermögensverwalter, Fonds oder institutioneller Anleger möchte sich schon sagen lassen, dass er auf so einer Baustelle Risiken eingegangen ist, die es garnicht nötig hatte, weil man ja scheinbar überall anders auch gutes Geld verdienen kann? NOCH!? Warten wir mal die kommenden Monate ab!
Das ganze Thema SSR Mining ( Cöpler-Erdrutsch, SSRM-Beteiligungen, Gewinnsituation, die politische Komponente usw. ) wurde von uns ja bereits ausführlichst in mehreren Artikeln der letzten Wochen erläutert.
Wir weisen nochmal auf den extrem spekulativen Charakter der ganzen Geschichte hin und betonen, dass es sich bei alledem natürlich um kleinerlei Anlageempfehlung oder ähnliches handelt!