Wie sieht die aktuelle Lage bei Atos SE aus? Unser Ausstieg am Freitagvormittag (13.12.2024) hat sich als gerade noch rechtzeitig und fast perfekt heraus-gestellt, denn seitdem gab der Wert von 0,3 Cent auf 0,17 Cent mehr als 40% nach.
Hintergrund war, dass der Aktie nach der 85%-Rally am Donnerstag 12.12. die Luft ausging und ständig neues Verkaufs-Material den Markt überschwemmt hat. Die reine Emotion verleitet einen zwar dazu – bei einem optisch derart niedrigen Kurs auf weitere Anstiege zu hoffen, aber die Fakten sag(t)en etwas anderes.
Inzwischen ist endgültig klar wieviele Aktien schlussendlich & tatsächlich im Zuge des Umstrukturierungs-Programms ausgegeben werden: 201,434,628,223 – das sind 201,4 Milliarden Stücke.
( Originalquelle: Atos SE announces the final amounts of the subscriptions to the Reserved Capital Increases for creditors under the Accelerated Safeguard Plan )
Zum Vergleich: Vor dem Sanierungsprogramm waren es 112 Millionen Anteile im Umlauf. Wir reden hier also über eine Verwässerung um den Faktor 1.800!
Um dieses Chaos und diesen Zahlensalat in eine Relation zu bringen muss man sich zunächst mal ansehen wie Atos SE in den Monaten vor diesem Umbau bewertet wurde, also zu dem Zeitpunkt wo nur 112 Millionen Aktien herum-geisterten.
Da lagen wir bei ATOS Aktie im September und Oktober 2024 bei ca. 0,50 Euro, was einer Marktkapitalisierung von 560 Millionen Euro entspricht.
Um heute auf die selbe Bewertung zu kommen
braucht man nur diese 560 Millionen durch die Zahl der aktuellen Aktien teilen, was knapp 0,0028 Euro oder 0,28 Cent ergäbe. Mit dem derzeitigen Kurs von 0,17 liegen wir da deutlich drunter, obwohl man die Umstrukturierung wohl als richtigen Schritt, zur richtigen Zeit in die richtige Richtung bezeichnen kann. Es war auch gut den Schuldenabbau derart massiv anzugehen, denn ewiges Herum-Gedoktere in homöopathischen Dosen bringt meistens garnichts.
Die Tatsache, dass der Kurs das nicht widerpiegelt bzw. honoriert liegt aus meiner Sicht darin, dass noch nicht feststeht wie die Halter mit all diesen Milliarden an neuen Aktien rund um die Einbuchungstermine umgehen. Da wird ein Teil schon im Vorfeld leerverkauft – wie das eindrucksvoll am Freitag den 6.12. zu beobachten war, als bereits im Vorgriff auf die Einbuchungen zum darauf-folgenden Dienstag (10.12.) Milliarden Stücke auf den Markt kamen und den Kurs an diesem einen Tag um 99% einbrechen ließen.
Wer das nochmal nachlesen möchte: *** Unfassbar: Aktie des IT-Riesen Atos SE (WKN: 877757) bricht binnen Stunden um 99% ein! Kaufkurse? Was ist da los?***
An diesem besagten Dienstag (10.12.) wurden 63 Milliarden neue Aktien eingebucht, am morgigen Mittwoch (18.12.) kommen nochmal 116 Mrd. Stücke dazu – siehe unseren Orginalquellen-Link von oben! ) Wenn man dazu dann noch die etwa 22,4 Milliarden Warrants addiert kommt man auf die Zahl von 201,4 Mrd. Aktien.
Diese mit dem derzeitigen Kurs von 0,17 Cent multipliziert ergeben eine Marktkapitalisierung von ca. 350 Millionen Euro.
Wie ist das einzuschätzen?
Nachdem ein großer Teil der Schuldenlast (2,9 Mrd. Euro) über den Umtausch von Fremd- in Eigenkapital vom Tisch ist sollte Atos SE in den kommenden Jahren keine Finanzierungsprobleme haben, ……. noch dazu wo ja weitere Kredite im Volumen von ca. 1,6 Mrd. zugesagt wurden, um dem Umbau voranzutreiben. Der Verkauf einiger Unternehmensteile dürfte nochmals Gelder in die Kasse spülen mit dem Verwendungszweck: Schuldenabbau!
Die nächsten Umschuldungen bzw. Finanzierungen stehen (soweit ich das sehe) erst im Jahr 2029 an, sodass man bis dahin genug Zeit hat den Laden wieder vom Kopf auf die Beine zu stellen.
Der ständige Hinweis in diversen Foren auf
irgendwelche aktuellen Geschäftsbschlüsse bringt nur wenig, denn wenn ich ein "Verein" mit 82.000 Mitarbeitern, 10 Mrd. Umsatz und so vielen Bereichen bin, dann ist doch völlig logisch, dass da alle paar Tage irgendwo ein erfolgreicher Vertragsabschluss gemeldet wird bzw. gemeldet werden muss. So zu tun als müsste der Aktienkurs auf jeden 2-Millionen-Popel-Auftrag gleich mit einer Explosion reagieren ist doch nicht nur lächerlich. Es zeigt auch wieviel Ahnung man da wirklich hat bzw. wie man künstlich versucht seine eigene Positionierung zu rechtfertigen.
Die Umsätze von 10 Mrd. Euro sind vor allem dahingegend interessant, eine ausreichende Basis für Einsparungen zu bilden. Umsätze die nur Verluste generieren sind garnichts wert, sogar weniger als Nichts! Von dem Standpunkt aus verläuft sich auch diese Argumentation im Sand.
Am Ende läuft es doch so ab, dass die eigenen Gewinne bei Aktientransaktionen zu einem erheblichen Teil über die Verluste von anderen entstehen. Man sollte sich also immer ansehen, wem bzw. welchen Interessen man gegenübersteht.
Diejenigen, die uns am letzten Freitag Vormittag die Stücke abgekauft haben sitzen doch nun auf den Verlusten, während wir heute Valuta für den Verkaufserlös hatten ( Verkaufstag + 2 Werktage! )
Der reine Kurs von Cent-Bruchteilen sagt ebenfalls rein garnichts aus, denn da geht es ja nur darum - in wieviele Kuchenstücke ich ein Unternehmen aufteile. Die Größe des Kuchens (sprich den Gesamt-Marktwert) ändert das nicht im Geringsten. Im Fall eines Reverse-Splits von 1 : 1.000 würde sich ja nur der Kurs um den Faktor 1.000 erhöhen, während im Depot aus 1 Million Stücke 1.000 werden. Auch alle Spekulationen darauf sind aus meiner Sicht überflüssig, denn das ist alles reine Optik!
Die große Chance sehe ich darin, in den kommenden Tagen nochmal einen extrem günstigen Einstieg zu bekommen und zwar in einem Umfeld, wo sich viele von den neu eingebuchten 116 Milliarden Aktien trennen oder selbige leer-verkaufen. Stichtag für diese Einbuchung ist ja der morgige Mittwoch: 18.12.2024
So ein Verkauf kann mehrere Gründe haben: Der eine ist, dass man die Geschichte abschließen möchte oder aus regulatorischen Gründen garkeine Aktien halten darf.
Es sind ja vor allem Gläubiger im Zusammenhang mit der Umwandlung von Schulden (Fremdkapital) in Aktien (Eigenkapital) zu gigantsichen Paketen gekommen.
Ein weiterer Aspekt sind steuerliche Dinge, die den einen oder anderen veranlassen könnten diese Position noch vor dem Jahresende glatt-zu-stellen. Derartige Verluste in einem insgesamt guten Aktienjahr noch zu realisieren kann durchaus Sinn machen und zu erheblichen Steuer-Rückerstattungen führen. In Deutschland läuft es ja in der Regel so ab, dass man im Zuge eines realisierten Verlustes über die Verkaufsabrechnung sofort bereits (über)bezahlte Abgeltungssteuer zurück-erhält. Von daher verbirgt sich hinter vielen Depotleichen noch eine Steuervorteil - den man heben sollte bzw. heben könnte.
Ein Paradebeispiel in dem Zusammenhang ist ja
Wirecard & Co., die viele noch als quasi Total-Verlust im Depot vor sich her schleppen. Ein Verkauf mit nur wenigen Cent Erlös versetzt einen hier in die Lage etliche Euros ( natürlich abhängig vom EK und dem erlittenen Verlust) an Steuererstattung zu generieren. Warum man das nicht tut bleibt mir ein Rätsel, denn mit dem Erstattungsbetrag könnte man wieder real arbeiten, während der Mini-Posten nicht selten sogar noch Depotgebühren als Kosten verursacht.
Viele reden in dem Zusammenhang "leider" nur davon, dass sich ein Verkauf wegen des extrem geringen Erlöses nicht lohnen würde - stimmt, ABER: Die damit verbundene, potenzielle Steuer-Erstattung macht das Kraut fett!
Leider ist das eine wichtige Baustelle, die viele nicht auf dem Radar haben oder um die man sich auch nicht kümmern möchte. Und warum nicht? Vielleicht weil es weh tut sich einzugestehen, dass die Spekulation X eben völlig daneben gegangen ist. Das Einzige was man daraus noch machen kann ist 1. etwas zu lernen und 2. die Sache wenigstens steuerlich für sich auszunutzen. Ein im richtigen Jahr und im passenden Umfang realisierter Verlust ist nicht irgendwas! Er ist bares Geld wert! Warum Punkt 2 nicht radikaler angegangen wird? Keine Ahnung, denn man kann sich ja rein theoretisch danach wieder einkaufen, wenn sich etwas ändert oder man trotz alledem weiter/wieder von einer positiven Entwicklung des Unternehmens überzeugt ist. Wir machen hier natürlich keinerlei Steuerberatung oder ähnliches, aber man sollte diese Dinge mit auf den Radar haben, sich einlesen oder anderweitig drum kümmern.
Vor dem Hintergrund einer wirklich tiefgreifenden Umschuldung ergibt sich (alles zusammen-genommen) ein aus meiner Sicht gutes Chance-Risiko-Verhältnis. Während unser letzter Ein- und Ausstieg ja von Grund auf nur ein Zock auf wenige Tage war sollte man sich vor dem nächsten Kauf darüber im Klaren sein, dass es sich um einer längerfristige Geschichte handelt. Wer jetzt zugreift muss davon überzeugt sein, dass die Umstrukturierung greift und dem Unternehmen in den kommenden Jahren wieder mehr Wert einhaucht. Auch die Wette darauf, dass Spekulanten den Wert erneut nach oben treiben hat an der Stelle seine Berechtigung, aber auch da weiß man nicht, WANN es soweit ist und WIE WEIT das die Aktie dann trägt. So eine Spekulations-getriebene Explosion setzt aber nebenbei erwähnt ebenfalls voraus, dass im Vorfeld die Umsätze deutlich zurückgehen, also ein Schub auf wenig Umsatz trifft. Deutliche Zwischen-Erholungen finden fast immer selbst dann statt, wenn der grundsätzliche Trend nach unten geht und viele der großen Spieler raus wollen - warum? Weil vor allem die den Spruch kennen: "Die Hoffnung nährt den Narren"! Wie will man denn Zocker, Spekulanten und Glücksritter in eine Aktie ziehen und ausnehmen, wenn die bei einem Blick auf den Chart sehen, dass die ganze Geschichte eine Einbahnstraße hin zum Totalverlust ist? Kräftige Kurssprünge nach oben hingegen geben jedem das Gefühl, dass der ganz große Schub jeden Tag kommen könnte. Unter diesen Voraussetzung bzw. von der Hoffnung getragen ist man auch bereit ins Fallen hinein immer wieder nachzukaufen - sonst nicht!
So lange der Verkaufsdruck durch die großen Player derart extrem vorhanden ist können die vielen Kleinspekulanten wohl nicht dagegen anstinken. Wir warten daher bis diese Gruppe - quasi als Kanonenfutter vorausgelaufen - den "Großen ihren Schrott abgekauft hat".
Das mag sich hart anhören, aber
"Glück bedeutet an der Börse, dass das Pech die anderen trifft", also andere einem den Boden für einen guten Einstieg mit-bereiten.
Dieses ständige Gelabere von WIN-WIN-WIN-WIN ist ein Märchen...... wie unser Kauf, unser Verkauf und der aktuelle Kurs eindrucksvoll zeigen.
Natürlich gehört etwas Glück auch dazu, aber wenn ich sehe dass im Orderbuch Blöcke mit etlichen Hundert-Millionen-Stück zum Verkauf stehen und die dann in Einzel-Order-Größen von 5.000, 10.000 oder 30.000 abgerufen werden, dann weiss ich - wer da konkret auf welcher Seite steht. Die Dickfische verkaufen an die Kleinanleger, denn kaum sind 200 Millionen Aktien abverkauft schüttet man die nächsten 300 Millionen (dann eben nochmal 0,01 Cent günstiger) nach. HIER kann man sich mal die einzelnen Umsätze ansehen!
Und so geht es seit letzten Freitag früh langsam Blub-blub-blub nach unten.
( Kleine Nebenbemerkung am Rande: Man sollte beachten, dass diese 0,01 Cent - Schritte prozentual immer größer werden, denn von 31 auf 30 waren das nur gut 3% Unterschied, bei 16 zu 17 reden wir schon über 6% Differenz! Je weiter es also nach unten geht, umso entscheidender wird jeder Hundertstel Cent - den man günstiger reinkommt. Ein Kauf von 0,12 statt 0,13 macht schon 8% der Anlagesumme aus. )
Das könnte eventuell auch der Bereich sein - wo ein Einstieg interessant wird, aber soweit ist es noch nicht und an dem Punkt angekommen muss man sich neben dem Orderbuch auch andere Dinge erneut ganz genau ansehen. Wie auch immer: Wir werden der Aktie nicht hinterherlaufen, denn da ist es wie bei den U-oder S-Bahnen auch: Die nächste kommt bestimmt!
Erst wenn das dreht ist unseres Zeit gekommen. Wir bleiben also dran!
Abschließend natürlich nochmal der Hinweis, dass das alles hier keinerlei Anlageberatung oder ähnliches darstellt. Uns geht es vor allem darum, mal an einem ganz aktuellen, konkreten und extremen Beispiel zu zeigen .............. was man an der Börse so alles erleben kann.